Die Ziegelbotenlisten 1778-1869
Schon seit Anfang des 17. Jahrhunderts ist die Auswanderung aus Lippe belegt. Seit Ende des Jahrhunderts gab es eine organisierte Arbeitsvermittlung für Ziegler. Aber erst 1714 erteilte die lippische Regierung dem Boten Hartwig Eckensträter auf sein Ersuchen ein Monopol für die Vermittlung von Zieglern nach Ostfriesland und Groningen. Wegen der Ausbreitung des Zielgebiets wurde 1801 ein zweiter Distrikt für Oldenburg und Bremen konzessioniert. 1842 folgte eine Abspaltung vom Elbe-Oste-Gebiet als dritter Distrikt. 1867 wurde aus den östlichen und südlichen Teilen Deutschlands und angrenzenden Ländern ein vierter Distrikt gebildet. Der „neue“ Bote sandte schon seit 1854 Ziegelbotenlisten ein.
Seit Anfang 1778 war der Ziegelbote gesetzlich verpflichtet, jährlich vor Beginn der Ziegelsaison eine Liste der benötigten Ziegler der Regierung in Detmold zu übergeben, damit sie mit den Passlisten abgeglichen werden konnte. Diese Ziegelbotenlisten enthielten zwischen 1778 und 1817 meistens nur Namen einzelner individueller Ziegler mit ihrem Herkunftsort. In den Folgejahren erfüllten die Boten ihre Verpflichtung zur Einreichung von Listen nur nachlässig. Als die Regierung sie 1830 erneut an ihre Verpflichtung erinnerte, verwies sie nur auf die Bedingungen der Konzession, aber nicht mehr auf die Verordnung von 1778. Aus der 1830 eingereichten Statistik ist zu schließen, dass die Boten zwischen 1815 und 1830 auch eine eigene Buchhaltung geführt haben. Die Angabe des Bestimmungsortes wurde 1839 in das vorgeschriebene Formular aufgenommen. Seit 1843 verzichteten einige Boten ohne Einwände der Regierung auf vollständige Namenslisten und benannten stattdessen nur pauschal die Brandmeister und die Gruppengröße.
Mit der Einführung der Gewerbefreiheit im Norddeutschen Bund 1869 entfielen das lippische Botensystem und damit auch die Ziegelbotenlisten. Die Boten konnten ihre Arbeitsvermittlung fortsetzen, aber ohne systematische staatliche Kontrolle. Die Antworten auf die Umfragen des Landeskonsistoriums aus den Jahren 1872 und 1874 im Interesse der Seelsorge unter Wanderarbeiter enthielten nochmals einige Listen aus dieser späteren Zeit (Archiv der Lippischen Landeskirche Rep II Tit. 65 Nr. 4).
Verzeichnis der Ziegelboten
Distrikt I
Johann Jost Eckensträter (Lebensdaten unbekannt). Bote um 1680-um 1702.
Hartwig Eckensträter (Ehrentrup um 1682-1746). Bote um 1702-um 1746.
Hartwig Eckensträter (Ehrentrup um 1710-1751). Bote 1730-1748.
Jost Herm Eckensträter (Ehrentrup um 1721-1773) Bote 1748-1773.
Jobst Henrich Bunte oder Eckensträter (Hagen 1752-Ehrentrup 1802). Bote 1773-1802.
Hermann Henrich Grabbe modo Mesch (Bentrup 1767-Heiden 1809) Bote 1803-1809.
Johann Christoph Berke (Istrup um 1769-Bingum 1838) Bote (1803), 1810-1838.
Carl Dietrich Pothmann (Lemgo 1797-1875). Bote 1839-1869.
Bentemann, Johann Friedrich Christian (Mosebeck 1799-Heiden 1883). Agent 1870-1872.
Distrikt II
Christian Heinrich Adolph Reuter (Lage 1765-1850). Bote 1802-1841.
Cornelius Christian Reuter (Lage vor 1819-1835). Bote 1829-1835.
August Reuter (Lage 1819-1847). Bote 1842-1847.
Friedrich August Goedeke (Deckbergen 1808-Brake 1852). Bote 1848-1851.
Friedrich Karl Schuster (Lebensdaten unbekannt). Bote 1852-1869 (1874).
Distrikt III
Heinrich Adolf Pape (Dudensen 1788-Lemgo 1850). Bote 1842-1850.
Karl Wilhelm Pape (Lemgo 1821-1869). Stellvertreter 1846-1847.
August Julius Schütz (Bückeburg 1803-Lage 1870). Stellvertreter 1850-1851; Bote 1852-1869.
Victor Julius Schütz (Oerlinghausen 1839-?). Agent um 1870- um 1893.
Distrikt IV
Ernst Henrich Adolph Hanke (Heiden 1816-?). Bote (1854) 1867-1869 (1881).
Karte Einteilung der Botendistrikte 1868/69 aus Lourens/Lucassen 1999, p.61